Οpinion article of Governor Y. Stournaras in Handelsblatt: After the Covid-19 Pandemic: Challenges and opportunities for euro-area policy makers
23/07/2020 - Articles & Interviews
COVID-19 has presented euro-area policymakers with a shock of unprecedented proportions. And as in past challenges to European cohesion -- including the exchange-rate crisis of late 1992 and the sovereign debt crisis of 2012 -- policymakers have risen to the occasion with an initial round of measures that are sharply reducing the effects of the shock. ECB policies have helped maintain favorable financing conditions, supporting the flow of credit to the economy. National fiscal authorities have acted to stem the effects of the pandemic on unemployment. Additional initiatives have been taken at the EU level. The European Council’s decision to adopt the European Commission’s proposal to create a new temporary recovery instrument, the “Next Generation EU,” with financial firepower of € 750 billion, will furnish critical resources to support recovery, while providing further evidence of European solidarity. It is important that the original proposal has not been weakened materially during the negotiations and the largest part of the package contains investment grants rather than loans. A material weakening of the original proposal would have also weakened the recovery of the eEuropean economy.
These measures are, by construction, temporary. They do not address structural weaknesses of the monetary union. As in previous crises, the euro-area will need to absorb the lessons of the contemporaneous context to create a more durable architecture. This means that some earlier moves in this direction will need to be completed and new initiatives will have to be undertaken. The completion of the Banking Union, with the establishment of a pan-European deposit guarantee scheme, hasve become even more urgent. The present recession will lead to a downgrading of the quality of banks’ assets. Hence, we will need further actions on the banking sector such as the use of Asset Management Companies (AMCs) to deal effectively with non-performing loans.
Throughout its history, decisive steps towards a more-complete monetary union were taken when flaws in the original design of EMU became evident. From that perspective, the present crisis is no different from past episodes. The sovereign debt crisis ten years ago led to a number of significant improvements in the Eurozone architecture such as the creation of the European Stability Mechanism, the Single Supervisory Mechanism and the Single Resolution Mechanism. Yet despite this progress, the EMU remains an unfinished project. I will be discussing possible changes in the architecture of the monetary union in my forthcoming contributions to this series.
Here follows the published article in Handelsblatt:
Die Krise kann der Währungsunion als Reformmotor dienen
Yannis Stournaras
Covid-19 hat die politischen Entscheidungsträger des Euro-Raums vor eine Herausforderung noch nie da gewesenen Ausmaßes gestellt. Wie schon bei früheren Herausforderungen für den europäischen Zusammenhalt – einschließlich der Wechselkurskrise von Ende 1992 und der Staatsschuldenkrise von 2012 – haben sich die Entscheidungsträger mit einer ersten Runde von Maßnahmen der Situation gewachsen gezeigt.
Die Politik der EZB hat dazu beigetragen, günstige Finanzierungsbedingungen aufrechtzuerhalten und den Kreditfluss an die Wirtschaft zu unterstützen. Die nationalen Finanzbehörden haben Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitslosigkeit einzudämmen.
Auf EU-Ebene wurden zusätzliche Initiativen ergriffen. Die Entscheidung des Europäischen Rats, den Vorschlag der Europäischen Kommission zur Schaffung eines neuen, zeitlich befristeten Konjunkturbelebungsinstruments, der „EU der nächsten Generation“, mit einer finanziellen Feuerkraft von 750 Milliarden Euro anzunehmen, wird entscheidende Ressourcen zur Unterstützung des Aufschwungs bereitstellen.
Gleichzeitig liefert sie einen weiteren Beweis für die europäische Solidarität. Es ist wichtig, dass der ursprüngliche Vorschlag während der Verhandlungen nicht wesentlich abgeschwächt wurde und der größte Teil des Pakets Zuschüsse für Investitionen statt Darlehen enthält. Andernfalls wäre auch die Erholung der europäischen Wirtschaft geschwächt worden.
Diese Maßnahmen sind als vorübergehende Hilfen konstruiert. Sie zielen nicht auf strukturelle Schwächen der Währungsunion. Wie in früheren Krisen wird die Euro-Zone die Lehren aus der aktuellen Situation ziehen müssen, um eine robustere Architektur zu schaffen.
Weitere Maßnahmen notwendig
Das bedeutet, dass einige frühere Schritte in diese Richtung abgeschlossen und neue Initiativen ergriffen werden müssen. Die Vollendung der Bankenunion mit der Einrichtung eines europaweiten Einlagensicherungssystems ist noch dringlicher geworden.
Die gegenwärtige Rezession wird zu einer Herabstufung der Qualität der Aktiva der Banken führen. Daher werden wir weitere Maßnahmen im Bankensektor benötigen, wie den Einsatz von Vermögensverwaltungsgesellschaften, um wirksam mit notleidenden Krediten umzugehen.
Entscheidende Schritte hin zu einer vollständigeren Währungsunion wurden Im Laufe ihrer Geschichte dann unternommen, wenn die Mängel im ursprünglichen Entwurf offensichtlich wurden. Aus dieser Perspektive unterscheidet sich die gegenwärtige Krise nicht von vergangenen Episoden.
Die Staatsschuldenkrise vor fast zehn Jahren führte zu einer Reihe bedeutender Verbesserungen in der Architektur das Euro-Raums, wie die Schaffung des Europäischen Stabilitätsmechanismus, des Einheitlichen Bankaufsichtsmechanismus und des Einheitlichen Abwicklungsmechanismus.
Doch trotz dieser Fortschritte bleibt die Wirtschafts- und Währungsunion ein unvollendetes Projekt. In meinen kommenden Beiträgen zu dieser Reihe werde ich mögliche Veränderungen in der Architektur der Währungsunion diskutieren.