[2] https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2021/html/ecb.pr210708_1~f104919225.en.html
Here follows the published article in Handelsblatt:
Kampf gegen die Klimakrise? Zentralbanken sollten übernehmen”
Yannis Stournaras, Präsident der griechischen Zentralbank
In meiner letzten Kolumne im Juni habe ich beschrieben, dass der Klimawandel von einer Bedrohung in eine Chance verwandelt werden kann, indem die Finanzintegration und -stabilität in der EU durch grüne Finanzierungen erhöht werden, die Schaffung der Kapitalmarktunion vorangetrieben und eine grüne Kapitalmarktunion gefördert wird. Doch welche Rolle können Zentralbanken bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen?
Klimabedingte Risiken sind eine Quelle für Instabilität und finanzielle Anfälligkeit. Physikalische Risiken und Übergangsrisiken wie häufigere und extremere Wetterereignisse oder ein verspäteter und abrupter Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft könnten die Geldpolitik beeinträchtigen.
Ebenso könnten sie Risiken für die Preis-, Finanz- und Wirtschaftsstabilität mit sich bringen. Es ist daher Aufgabe der Zentralbanken, Risiken für die Preisstabilität vorzubeugen und gemeinsam mit den Aufsichtsbehörden dafür zu sorgen, dass das Finanzsystem gegen diese Risiken gewappnet ist.
Dies muss dringend in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, sowohl auf geldpolitischer Ebene als auch auf der Ebene der Finanzaufsicht. Auch wenn die Hauptverantwortung bei den Regierungen liegt, können die Zentralbanken eine aktive Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels übernehmen. Sie arbeiten mit Ratingagenturen und Finanzunternehmen zusammen, um sicherzustellen, dass klimabezogene Risiken verstanden, offengelegt und in die Risikobewertung und in Entscheidungen über die Kreditvergabe einbezogen werden.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat in diesem Sommer einen umfassenden Aktionsplan für die weitere Einbeziehung von Klimaschutzaspekten in unseren geldpolitischen Rahmen und die systematischere Berücksichtigung von Aspekten der ökologischen Nachhaltigkeit in unserer Geldpolitik beschlossen. Der Aktionsplan sieht vor, die Analysekapazitäten in den Bereichen makroökonomische Modellierung, Statistik und Geldpolitik im Hinblick auf den Klimawandel zu erweitern.
EZB fördert Markt für grüne Finanzprodukte
Die Auswirkungen nicht nur auf Banken und Unternehmen, sondern auch auf unsere eigene Bilanz, die sich aus der Gefährdung durch Klimarisiken ergeben, sollen bewertet werden. Die EZB unterstützt auch die aktuellen EU-Initiativen zur Verbesserung der Offenlegung klimarelevanter Daten, um die Transparenz zu erhöhen und den Markt für grüne Finanzprodukte zu fördern.
Ein weiterer Meilenstein des Aktionsplans ist die weitere Einbeziehung von Klimaschutzaspekten in unsere geldpolitischen Operationen. Sie soll neben der besseren Offenlegung von Klimadaten unsere Ankäufe von Vermögenswerten und damit unsere Bilanz umweltfreundlicher gestalten helfen.
Klimarisiken werden bei der Bewertung der Eignung von Sicherheiten geprüft. Für den Ankauf von Vermögenswerten durch Unternehmen werden klimabezogene Kriterien festgelegt. Bei der Ausgestaltung dieser Maßnahmen wird zu berücksichtigen sein, dass Marktunvollkommenheiten im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu potenziellen Verzerrungen bei der Marktallokation von Ressourcen führen können.
Im Rahmen seines Mandats wird das Eurosystem zusammen mit Zentralbanken in aller Welt sein Instrumentarium ausloten, seinen geldpolitischen Handlungsrahmen anpassen und im Finanzsystem als Katalysator wirken, um den Übergang zu einer umweltfreundlichen, kohlenstoffneutralen Wirtschaft zu beschleunigen und die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft gegenüber den Risiken des Klimawandels zu stärken.